Wie weit die Digitalisierung bereits in die deutschen Handwerksbetriebe Einzug gehalten hat, erfahren Sie bei uns. Für Betriebe, die noch nicht digitalisiert haben oder die Digitalisierung weiter vorantreiben möchten, bieten die Handwerkskammern Beratungsangebote an. Gerade für Handwerker bringt das neue digitale Geschäft viele Vorteile und kann zum entscheidenden Wettbewerbsfaktor werden. Handwerker, die auf Onlineplattformen aktiv sind, beziehen bereits jetzt 25% Ihres Umsatzes digital.

Die Digitalisierung betrifft auch Handwerker

Begriffe wie „Industrie 4.0“, „Digitalisierung“, „selbstfahrende Autos“, „künstliche Intelligenz“, „Smart Home“ oder „Cloud“ hört man immer wieder aus der internationalen Wirtschaft. Doch was hat Digitalisierung eigentlich mit Handwerkern und kleinen regionalen Unternehmen zu tun? Sehr viel! Denn die Digitalisierung bringt neben einigen Herausforderungen vor allem Chancen. Um die Herausforderungen besser bewältigen zu können, haben Handwerkskammern Beratungsangebote geschaffen.

Welche Bereiche sind betroffen?

Es ist wichtig zu verstehen in welchen Bereichen die Digitalisierung die Prozesse verbessert. Die folgenden sechs Gebiete helfen dabei den digitalen Wandel zu strukturieren:

Prozesse innerhalb des Betriebes

Innerhalb des Betriebs können fast alle Bereiche digitalisiert werden. Die Aufgaben Zeiterfassung und Gehaltsabrechnung können fast komplett automatisiert werden. Der Mitarbeiter muss nur seinen Stundenzettel digital ausfüllen, schon wird ihm die Arbeitszeit gutgeschrieben und dem Kunden in Rechnung gestellt. Es besteht natürlich die Möglichkeit, dass ein Mitarbeiter die Zeiten auf Richtigkeit prüft. Programme zur Auftragsabwicklung und Abrechnung sorgen dafür, dass keine Rechnung mehr vergessen wird und helfen dabei den Überblick zu behalten. In der Werkstatt werden Zeichnungen aus dem CAD-Programm an die CNC-Maschine gesendet, eine Stückliste wird automatisch erstellt und für den Kunden liegt eine dreidimensionale Ansicht bereit.

Vertrieb und Marketing

Wer heutzutage einen Handwerker sucht, findet ihn bei Google. Der Blick in die Gelben Seiten oder das Telefonbuch ist sehr selten geworden. Das gilt vor allem für junge Kunden und wird sich somit in den nächsten Jahren noch verstärken. Wer im Internet nicht auffindbar ist, wird von dieser Kundengruppe schlicht ignoriert. Eine moderne und seriöse Internetpräsenz ist deshalb Pflicht um wahrgenommen zu werden. Eine Homepage ist heutzutage mehr als nur ein Aushängeschild für die Telefonnummer und die Adresse. Ein digitaler Terminkalender, virtuelle Rundgänge durch den Betrieb, Fotos erfolgreicher Projekte oder sogar Produktkonfiguratoren sind für Marketing- und Vertriebserfolge ausschlaggebend. Neben der Wirkung auf potentielle Kunden hat eine gepflegte Internetpräsenz auch Einfluss auf Bewerber. Gerade gute Fachkräfte informieren sich vorab, ob der Betrieb für die Zukunft gerüstet ist.

Neue digitale Geschäftsfelder

Die Experten sind sich einig, zwar ist die Digitalisierung schon in vollem Gange – sie steckt aber immer noch in den Kinderschuhen. Das „Smart Home“ wird in den nächsten Jahren voraussichtlich zu einem der größten Geschäftsfelder im Handwerk. Egal ob intelligente Alarmanlage, Energiesparkonzepte für die Heizung oder Haustüren die sich automatisch für berechtigte Personen öffnen, Handwerker werden die Technik montieren und konfigurieren. Zudem entstehen neue Geschäftsfelder wie Fernwartung oder Online-Beratung.

Recht

Rechtliche Fragen spielen auch bei der Digitalisierung eine Rolle. Beispielsweise herrscht in Deutschland Impressumspflicht auf jeder Webseite. Was sich kompliziert anhört, ist auch für Laien einfach umzusetzen. Rechtliche Fragen sind zwar wichtig, aber bei der Digitalisierung nicht schlimmer, als im restlichen Geschäftsalltag.

IT-Infrastruktur

Bevor man mit der Digitalisierung startet, sollte man sich Gedanken über die IT-Infrastruktur machen. Schnelles Internet und einigermaßen aktuelle Computer sind hier Grundvoraussetzung. Weitere Fragen sind: „Welche Mitarbeiter sollen ein Smartphone bekommen?“, „Brauchen die Mitarbeiter ein Tablet?“, „Welches Mobilfunknetz hat in der Region die beste Abdeckung?“

Mitarbeiter

Der Mitarbeiter ist für die gelungene Digitalisierung entscheidend. Je nach Kenntnis und Anforderung sind Schulungen notwendig. Gerade wenn sich Berufsbilder wandeln, sind neue Kenntnisse gefragt, denen die Belegschaft offen gegenüberstehen muss. Hier ist es wichtig den Mitarbeitern zu zeigen, dass sich neue Chancen für sie ergeben.

Beratungsangebote der Handwerkskammern

Die Handwerkskammern regieren auf den digitalen Wandel und stellen kostenlos oder gegen ein geringes Entgelt Berater zur Verfügung. Egal ob ein Betrieb an der Vollautomatisierung einzelner Prozesse arbeitet oder ob lediglich eine Homepage gebraucht wird, die Kammern beraten zu allen Themen. Im folgenden Video erklärt der Digitalisierungsberater Thomas Gebhardt der Handwerkskammer Stuttgart auf was Handwerker bei der Digitalisierung achten sollten:

Bei Interesse an einer Beratung zur Digitalisierung besuchen Sie bitte die Homepage Ihrer Handwerkskammer. In der Regel sind sowohl Infoveranstaltungen, als auch persönliche Beratungsgespräche möglich.

An der Digitalisierung führt kein Weg vorbei

In den kommenden Jahren wird der digitale Wandel die Prozesse im Handwerk stark verändern. Die Prozesse werden immer stärker digitalisiert und durch neue Technologien wie den 3D-Druck oder das „Internet of Things“ ergänzt oder sogar abgelöst. Diese Entwicklung bringt Herausforderungen, aber auch Chancen mit sich. Vor allem müssen die Mitarbeiter entsprechende Kenntnisse erwerben, um den zukünftigen Anforderungen gerecht zu werden. Schulungen sind also notwendig, um im Wettbewerb der Zukunft bestehen zu können. Deshalb startete Bayerns Wirtschaftsministerin Ilse Aigner ein bundesweites Forschungsprojekt, das die Digitalisierung speziell für das Handwerk untersucht. Ziel ist es, neue Anwendungsfelder für kleinere und mittlere Handwerksbetriebe in Deutschland aufzuzeigen. Die Nähe zur Praxis ist entscheidend für das Projekt, weshalb Handwerkskammern und Betriebe eng mit einbezogen werden.

Beispiel: Ein zukünftiger digitaler Prozess Vorausschauende Instandhaltung („Predictive Maintenance“) ist bereits Realität

Die Zukunft bringt viele Neuerungen, ein großes Feld wird „Predictive Maintenance“ (vorausschauende Instandhaltung) genannt. Das bedeutet, dass Maschinen nicht erst bei einem Ausfall gewartet und repariert werden, sondern bevor sie tatsächlich kaputtgehen. Das hat den Vorteil, dass es zu keinen Folgeschäden eines einzelnen Defektes kommt und ist außerdem besser planbar. Es wird also ermöglicht einen Wartungszeitraum frühzeitig zu planen, das verhindert, dass eine Maschine genau dann kaputtgeht, wenn die Auftragsbücher voll und die Ersatzteile schlecht zu beschaffen sind. Produktionsausfälle oder Verzögerungen können so minimiert oder sogar verhindert werden. Schon heute steht bei Autos ab einer bestimmten Kilometerzahl oder in gewissen Zeiträumen ein Kundendienst an, bei dem Verschleißteile und das Öl gewechselt werden. Der Zahnriemen eines Autos wird schon heute vorsorglich gewechselt, da ein reißen einen Motorschaden zur Folge hätte. – Genau das ist „Predictive Maintenance“ (vorausschauende Instandhaltung).

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Vorausschauende Instandhaltung in der Zukunft

Zukünftig wird nicht mehr nach Zeiten oder Laufleistung, sondern nach tatsächlichem Zustand gewartet. Ermöglicht wird das durch Sensoren. In einigen Jahren werden Kunden nicht mehr überraschend im Kalten sitzen, weil die Heizungspumpe nicht mehr funktioniert. Ein System wird den Hauseigentümer, den Handwerker und den Hersteller informieren, dass voraussichtlich bald ein Fehler auftritt. Der Kunde entscheidet anschließend, ob er die vorsorgliche Reparatur beauftragt. Wenn er das tut, kann er digital einen Termin mit dem Handwerker vereinbaren. Der Hersteller liefert die Ersatzteile automatisch an die Firma und der Handwerksbetrieb kann optimal seinen Einsatz planen.

Durch die Digitalisierung werden also Prozesse verbessert und es entstehen neue Geschäftsfelder. Da diese Veränderungen nicht einfach zu erkennen und zu bewältigen sind unterstützt der Staat und die Handwerkskammern bei der Digitalisierung:

 

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