Bild Frank dashandwerk.net geschäftsführer

Mein Name ist Frank Lehmann und ich bin Gründer von dashandwerk.net, einer digitalen Softwarelösung für Handwerksbetriebe. Unsere Software wurde dieses Jahr in der Kategorie „Handwerk“ zum ERP-System-des-Jahres nominiert und wir erreichten den zweiten Platz von über 50 ausgewählten Teilnehmern.

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Was bedeutet für Sie „digital“?

Digital bedeutet für uns, dass wir die Prozesse eines Handwerksbetriebes voll elektronisch unterstützen und alle Abläufe weitestgehend automatisieren, sofern sinnvoll und machbar.
Das heißt, dass wir beispielsweise im Bereich SHK oder Elektro die Datanorm Schnittstelle automatisiert nutzen, damit der Anwender nicht selbst an die Aktualisierung seiner Daten denken muss, bzw. dann noch nicht einmal die Aktualisierung (Download) selbst anstoßen muss. Dieser Prozess läuft völlig automatisiert und im Hintergrund.

Oder ebenfalls im Bereich SHK oder Elektro haben sich alle Großhändler auf den sog. UGL Datenaustausch geeinigt. Das ist ein Datenformat, welcher die aktuelle Bestellung oder Preisanfrage mit Artikeln und individuellen Preisen ermöglicht. Auch hier haben wir den Prozess völlig automatisiert, sodass wir alle 30 Minuten diese Daten abrufen und dem Handwerker dann diese Daten in der Anwendung per Drag/Drop zur Verfügung stellen. So kann er auch von unterwegs per Telefon oder APP bei seinem Großhändler bestellen und hat binnen 30 Minuten seine Daten in der Anwendung zum jeweiligen Auftrag verfügbar.

Oder wir stellen für Maler bereits eine vordefinierte Eingabemaske zur Verfügung, damit er gleich auf der Baustelle die Maße der zu streichenden Räume oder Heizkörper erfassen kann. Durch die entsprechenden hinterlegten Formeln kann er sowohl ganze Räume, oder nur einzelne Wände oder aber Heizkörper simpel erfassen und diese Daten sofort für die entsprechenden Leistungs- bzw. Materialpositionen verwenden in Form der ausgerechneten Quadratmeter Fläche.

Und für einige weitere Gewerke (Rollladenbau, Fensterbau, Schreinereien, Tischler) haben wir ähnliche Erleichterungen eingebaut.

Des Weiteren haben wir den Austausch von Rechnungen (Ausgangsrechnungen / Eingangsrechnungen) soweit automatisiert, dass der Handwerker seine Rechnungen nicht mehr selbst an den Steuerberater übertragen muss, sondern diese automatisiert übermittelt werden.

Schnitstelle handwrkersoftware zum Steuerberater

Wie fing denn eigentlich alles an?

Es fing an, als ich noch als angestellter Leiter IT bei der Deutschen Bahn in Mainz tätig war. Ein benachbarter Tischler (dort heißt es Schreiner) hatte den Ausfall seines Partners zu kompensieren, der alle kaufmännischen Tätigkeiten durchführte. Ich unterstützte ihn mit der ersten Version einer Handwerkersoftware für Kleinbetriebe, die sich im Laufe der Zeit dann in eine komplette Cloud-Lösung wandelte. Durch die enge Zusammenarbeit lernte ich die Abläufe von Handwerksbetrieben sehr genau kennen. Diese Form der Entwicklung von Lösungen haben wir bis heute beibehalten, denn es zählt die Lösung für den Handwerker und nicht die Lösung zu einem Problem, welches noch gar nicht existiert.

Wie gingen Sie bei der Entwicklung der Software vor?

Als erstes sprachen wir über seine heutige Struktur und über den heutigen Ablauf der Organisation der Kundenaufträge. Da ich als Leiter IT quasi per se für die Verbesserung von Prozessen und Abläufen zuständig war, fiel es mir in diesem Zusammenhang auch nicht schwer, die richtigen Fragen zu stellen bzw. die gegebenen Antworten zu verstehen. Danach machten wir uns gemeinsam an die Umsetzung in kleinen Schritten

  1. Kundenstamm, Ansprechpartner, Kontaktdaten
  2. Auftragserfassung
  3. Erweiterte Auftragserfassung mit Positionseingabe (Zeiten, Material (Artikel),  Leistungen)
  4. Rechnungsbeleg erstellen, Aufmaßblatt, Stundenzettel
  5. Statistiken, Leistungsanalyse, Mitarbeiter usw.

Und in diesen Schritten geht es dann kontinuierlich mit weiteren Handwerksbetrieben ausgleichen oder anderen Gewerken weiter.

Wir sind immer als Partner für den Handwerksbetrieb ansprechbar, um seine Probleme zu verstehen und zu lösen.

Wie kamen sie auf die Idee der Cloud-Lösung?

Da ich noch als Leiter IT tätig war, kannte ich ja bereits all die technischen Möglichkeiten, die zur Verfügung stehen. Da war es nur ein kleiner Schritt, um eine Anwendung zu erstellen, die wirklich eine reine Cloud-Lösung ist.
Cloud-Lösung heißt für uns, dass sie nur über einen Webbrowser nutzbar ist, also jederzeit, wenn man über einen Internetzugang verfügt.

Es wird eben nicht eine Cloud-Lösung versprochen, die am Ende nichts Anderes ist, als eine normale Windows Anwendung, deren PC, auf dem sie installiert ist, über das Internet erreichbar ist.

Unsere Cloud-Lösung ist Betriebssystem unabhängig, d.h. Windows, MAC, Linux usw. spielen keine Rolle.
Sie ist in der Regel deutlich sicherer, als eine lokal installierte Version, denn der Schutz gegen Viren und Trojaner wird weit professioneller gelöst durch Serverlösungen und durch zertifizierte Rechenzentren mit viel mehr Power bezogen auf Firewalls und Überwachung.
Diesen kontinuierlichen Aufwand kann sich in der Regel kein Handwerksbetrieb leisten. Aber durch eine Cloud Variante werden die Kosten dafür ja durch alle Nutzer geteilt.

Und nicht zu vergessen, ist die heutige Debatte über den Klimaschutz! Eine Cloud-Lösung durch den Serverbetrieb in Rechenzentren trägt sehr viel zum Klimaschutz bei. Unser Rechenzentrum (Plutex GmbH) nutzt schon jetzt überwiegend Strom aus regenerativen Quellen und anhand einer Studie der Gartner Group werden durch serverbasierte Systeme im Cloud Umfeld zwischen 20% und 90% CO2 eingespart.

studie co2 Billanz Cloudsoftware

Was sind die Schwierigkeiten, denen sie sich stellen mussten?

Zum einen ist da die hohe Anzahl an Konkurrenz auf dem Markt der Handwerkersoftware Lösungen. Es wird eine Vielzahl von guten oder auch schlechten Lösungen angeboten, die aber überwiegend eben lokale Installationen sind, oder aber eine Cloud-Version eben nur vortäuschen.

Hier hat der Handwerksbetrieb leider kaum eine Chance, für sich das Richtige herauszufinden und die richtige Entscheidung zu treffen.

Das bedeutet für uns natürlich, viel Überzeugungsarbeit und Einfühlungsvermögen in die Bedürfnisse des Handwerkers.

Zum anderen ist es immer noch schwer, das Thema Digitalisierung im Bereich Handwerk zu transportieren. Viele Handwerksbetriebe verstehen einfach den Sinn dieser Zukunftstechnologie noch nicht. Ihnen ist es weniger wichtig, ihre Abläufe schlanker und effizienter zu gestalten. Die derzeitige Denke von Unsicherheit der Cloud, Datenschutz und Kontrollverlust (meine Daten sind nicht bei mir) überwiegen leider.

Doch wir arbeiten stetig daran und bleiben mit den Handwerksbetrieben in Kontakt. Wir nutzen überwiegend Facebook zur Kommunikation und zum Austausch.

Wie sehen Sie die Zukunft der Digitalisierung im Handwerk?

Wir glauben an den Markt und dessen Wandel im Laufe der Zeit. Das digitale Konzept und deren Nutzen wird sich in Kürze durchsetzen. Herkömmliche Softwarelösungen, die lokal auf einem Betriebssystem installiert wurden, werden demnächst durch diese digitalen Lösungen, wie wir sie bieten, abgelöst.

Die Handwerksbetriebe werden feststellen, dass sie es bald als lästig empfinden, ihre Softwarelösung selbst zu pflegen und zu warten (Updates einspielen), oder sich um das Backup (Datensicherung) kümmern zu müssen.

Sie werden bald feststellen, dass ein Virus eben doch dafür sorgt, dass ihre Daten vernichtet sind und sie keinen Zugriff mehr darauf haben.

Sie werden feststellen, dass die Kontrolle der Abläufe und der damit einhergehenden Zeitersparnis weit mehr bringt, als sich um mehr Aufträge zu kümmern, damit auch der Kontostand stimmt. Denn mehr Arbeit bedeutet nicht zwangsläufig mehr Geld.

Sie werden feststellen, dass ein kompetenter Partner für seine Software viel mehr wert ist, als alles selbst zu machen, weil man weder etwas von EDV (IT) versteht, noch die Zeit findet, sich darum auch noch zu kümmern. Denn kompetente Partner kümmern sich quasi rund um die Uhr um ihren Kunden und stehen jederzeit bei Problemen oder als Berater zur Verfügung.

Vielen Dank für das Interview an Frank Lehmann! – Wenn Sie auch Lust auf ein Interview haben wenden Sie sich bitte per Mail an:
markus.goetz91@outlook.com

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